Ich denke, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit sollten wir den hybriden Fragenteil
noch 15 Minuten führen und anschließend intern hier in der Rennsteighalle die Diskussion
fortsetzen. Und deswegen möchte ich darum bitten, dass wir zunächst einmal die Fragen,
die jetzt aus dem Stream kommen, priorisieren und ich schaue jetzt auch in den Chat hinein,
ob wir denn hier erste Fragen haben. Und hier gibt es tatsächlich bereits eine erste Frage an Peter
Wasserscheidt. Wie schätzen Sie die Entwicklung der wirtschaftlichen Aspekte ein, die verbunden
sind nun mit der Wasserstofftechnologie? Ja, ich habe versucht, das darzustellen. Ich sage mal so,
heute ist es wahnsinnig schwer, über Wirtschaftlichkeit zu reden, weil einfach
die Dinge sich so stark ändern. Also ich meine, wenn Sie mal sich diesen Erdgasplot und Erdgaspreisplot
dann noch mal in Erinnerung rufen. Also ein Faktor 20 für ein elementares Gut, was ein Unternehmen
einkaufen muss innerhalb von etwas mehr als einem Jahr ist schon heftig. Und jetzt zu sagen, wo ist
der Erdgaspreis in sechs Monaten? Also wenn ich das müsste, würde ich nicht hier stehen, sondern
wäre reicher spekulant an einer Rohstoffbörse. Die Frage der Wirtschaftlichkeit ist nicht einfach
zu beantworten unter diesen stark fluktürenden Randbedingungen. Aber was man sicher sagen kann,
ist, dass wenn Konkurrenztechnologien teurer werden, natürlich die Herstellung von Wasserstoff aus
erneuerbaren Energien, wo wir erstmal davon ausgehen, Windräder bleiben ungefähr gleich teuer,
Solarzellen bleiben ungefähr gleich teuer. Genau stimmt das auch nicht, weil die ziemlich viele
Energie alle brauchen, um hergestellt zu werden. Aber sagen wir mal ungefähr. Glücklicherweise
ist Sonne und Wind für umsonst. Dann wäre also die Vermutung, dass relativ gesehen dieser Pfad
erneuerbarer Strom, Wasserstoff durch Elektrolyse tendenziell besser dasteht, wenn die fossilen
Rohstoffkosten stark ansteigen und der Energiehunger auch stark ansteigt. Das heißt, im Moment sind
wir eher auf einem Pfad, wo die Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff deutlich besser wird,
als andersrum, wenn sozusagen die Konkurrenztechnologie fossiles Erdgas sehr sehr günstig
wäre. Das ist vielleicht jetzt die beste Antwort, die ich geben kann, ohne in die Glaskugel zu schauen.
Okay, dann kommt eine weitere Frage hier aus dem Chat und hier fordere ich nochmal unsere
Teilnehmer des hybriden Formats auf im Chat ihre Fragen zu stellen, die aggregiert dann an uns
weitergegeben werden. Die nächste Frage. Die Unternehmen fragen heute nach Alternativen zum
Erdgas. Ab wann kann man Wasserstoff empfehlen? Ab wann? Ja, wenn er da ist, aber sofort. Also das
ist eben genau der Punkt. Wir haben hier die Situation, dass Wertschöpfungsketten aufgebaut
werden müssen und ich will nochmal sagen, das ist gar nicht so anders als in der fossilen Welt. In
der fossilen Welt hat auch irgendjemand mal angefangen, Öl und Gas zu bohren, eine Leitung
zu bauen und dann hat eine Firma Gerisheimer gesagt, ich hätte gern Erdgas, weil das billiger
ist als Alternativen und letztendlich so ähnliche Wertschöpfungsketten braucht man natürlich jetzt
für Wasserstoff auch. Das heißt, man braucht jemanden, der ihn erzeugt, der vielleicht die
erneuerbare Energie an Orten erzeugt, wo das billig möglich ist, der ihn erzeugt, der ihn
transportiert, der ihn bereitstellt und der dann auch die Technologien entwickelt. Und an einigen
Stellen ist er noch gar nicht so trivial, dass man mit einer Wasserstoffflamme eine Glaswanne
genauso beheizen kann oder mit einem Keramikofen mit Wasserstoff beheizen kann. Da kommen Leute und
sagen zu Recht, was ist denn mit dem Wasserdampf, Fazialdruck, hat das irgendeinen Einfluss auf
meine Produkte? Und ich glaube, dass ab wann hängt also davon ab, wann diese gesamte
Wertschöpfungskette geschlossen ist und zwar von dem Moment, wo Wasserstoff erzeugt wird,
bis zu dem Moment, wo die Firmen, die dann Wasserstoff nutzen wollen, sagen, mein Verfahren
läuft mit Wasserstoff genauso gut oder sogar besser. Und deswegen ist das so schwer zu sagen,
das wird 2030 der Fall sein, weil es eben davon abhängt, ob die Firmen auch sozusagen jetzt
Interesse haben, Betriebsversuche mit Wasserstoff zu machen. Wenn sie das nicht machen, werden sie
nie sicher sein, ob das mit Wasserstoff funktioniert. Und letztendlich ist das also nicht in der Hand
von einem Politiker und gar nicht eines Universitätsprofessors zu sagen, dass wir 2030
sein für die Glashütte, weil das heißt, die Glashütte müsste bis dahin geklärt haben, ob
mit Wasserstoff das geht. Irgendjemand müsste Wasserstoff in die Pipeline getan haben oder
Wasserstoff angeliefert haben, in welcher Form auch immer. Und diese Wertschöpfungskette müsste
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:21:26 Min
Aufnahmedatum
2022-03-23
Hochgeladen am
2022-03-23 18:06:05
Sprache
de-DE